Greizer Flugtage mit Motorflugzeugen von damals in FarbeJunkers Ju 52/3m der JU-AIR mit Kennung HB-HOT (2016)

Grundlage bilden beide Bücher, die garantiert in vielen Obergrochlitzer Bücherregalen stehen:
„Blicke in Vergangenheit und Gegenwart eines Greizer Vorortes – Jubiläumsfestschrift 550 Jahre Grochlitz“ /1/ (1999) und „Obergrochlitz – Eine heimatgeschichtliche Spurensuche“ /2/ vom Greizer Verlag König (2009).

Ziel der Recherche zu diesen Büchern: Die schwarz-weiß-Fotos und Texte von damaligen Greizer Flugtagen mit aktuelleren Farbbildern so darstellen, als hätte das Ereignis erst stattgefunden – Fortsetzung mit kleinen Geschichten. Heute fliegen solche Luftfahrzeuge noch/wieder und/oder sind Exponate in Museen.

Anfänge der Fliegerei in Obergrochlitz und historische Momente

1918 landete das erste Motorflugzeug in Greiz-Obergrochlitz (/1/ Seite 5 und /2/ Seite255): Ein Doppeldecker Albatros B2 – Aufklärer und Schulflugzeug (Baujahr 1914).
2000 und 2004 wurde ein flugfähiger Albatros B2 – Nachbau aus Fürstenwalde auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin Schönefeld gezeigt (Foto: Albatros B2 – Nachbau auf der ILA 2004).

Am 12.10.1930 weihte der damalige Greizer Luftsportverein den Greizer Flugplatz Obergrochlitz ein (/1/ Seite 5 und /2/ Seite 257).

Vom 15. bis 25.05.1931 fand in Greiz eine Luftfahrt-Werbewoche“ mit Junkers F-13 – Rundflügen statt (/2/ Seite 261). Der freitragende Tiefdecker bot 2 Piloten und in einer geschlossen Kabine 4 Passagieren Platz.
Wo kann man die Junkers F-13 – weltweit erstes Verkehrsflugzeug (Bau von 1919 bis 1932) – optimal erleben?

  1. Eine restaurierte Junkers F-13 und F-13-Flugsimulator sowie die restaurierte Ju 52/3m im Technikmuseum „Hugo Junkers“ Dessau e.V., Kühnauer Straße 161a, 06846 Dessau-Roßlau
  2. Rundflug im Nachbau der Junkers F-13: AIR FORCE CENTER, Überlandstraße 271, 8600 Dübendorf, Schweiz (und ggf. ab 2023 auch wieder Rundflüge mit Junkers Ju 52/3m nach Restaurierung möglich).
    Zwei Farbfotos mit Junkers F-13-Details: ausgestellt im Luftfahrttechnischen Museum Rechlin e.V. (2020).

Am 27. September 1931 fand der 1. Flugtag auf dem neuen Flugplatz Obergrochlitz statt. Die in /1/ auf Seite 47 abgebildeten Motorflugzeuge gibt es wahrscheinlich nicht mehr als Originale seit dem 2. Weltkrieg. Aber die Weiterentwicklung des Tiefdeckers Klemm Kl 25 (2. abgebildetes Flugzeug im Buch) kann man bei Airshows sehen: Die optisch ähnlich aussehende, kunstflugtaugliche Klemm Kl 35 (2 Fotos von 2012).
Und der Doppeldecker (3. abgebildetes Flugzeug im Buch) mit der Kennung D-1578 war eine Fieseler F 1 „Tigerschwalbe“ mit Siemens-Sternmotor. Gerhard Fieseler entwickelte als Kunstflieger: rückenflugtaugliches Tank- und Vergasersystem (1927 Weltrekord im Rückenflug in Zürich mit 10 Minuten 56 Sekunden), symmetrische Tragflächen und viele neue Kunstflugfiguren (Außenlooping, Turn usw.). Im Juni 1934 wurde Fieseler Weltmeister bei den ersten Kunstflug-Weltmeisterschaften in Vincennes bei Paris.

Erinnerung an die Ju 52 – „Tante Ju“

Die Junkers Ju 52/3m (Kosename: „Tante Ju“) der JU-AIR aus Dübendorf/Schweiz (Kennzeichen HB-HOP) wurde von Christian Freund beim Überflug am Flugplatz Obergrochlitz fotografiert – wohl im August 2004 (/2/ Seite 263). Farbliche Beschreibung: blaue Triebwerksverkleidungen und weißes Schweizerkreuz auf rotem Untergrund am Seitenleitwerk. Diese Junkers ist im Bestand der JU-AIR (bis 2023 Restaurierung laut JU-AIR).
Am 14.08.2016 überflog in den Abendstunden die Ju-52/3m mit dem Kennzeichen HB-HOT (2 Fotos) die Stadt Greiz und zuvor den Flugplatz Obergrochlitz in niedriger Höhe. Die JU-AIR informierte, dass die 77-jährige Ju-52/3m bei Junkers in Dessau hergestellt wurde. Sie flog mit drei 9-Zylinder Sternmotoren BMW 132A/3 (Original Modell – siehe Foto von der ILA 2010), erreichte 180 km/h Reisegeschwindigkeit und verbrauchte stattliche 380 Liter pro Stunde (max. Flugdauer 6 Stunden).
Am 17.06.2017 fand am Flugplatz Auerbach ein Formationsflug der Ju-52/3m mit dem Kennzeichen HB-HOT und Jakowlew-Kunstflugzeugen Jak 50 (1x) und Jak 52 (3x) statt (1 Foto). Damit möchte man im Gedenken an die schönsten Momente mit dieser Junkers bis zum tragischen Absturz am 04.08.2018 erinnern.
Am 25.08.2018 flog die Junkers Ju 52/3m mit dem Kennzeichen HB-HOS zu Rundflügen in Zwickau (3 Fotos). Aktuell ist sie ebenfalls im Bestand der JU-AIR (bis 2023 Restaurierung laut JU-AIR).
Da seit 2019 auch die Ju 52/3m D-CDLH (D-AQUI) der Deutschen Lufthansa Berlin-Stiftung für immer am Boden bleibt, fliegen weltweit nur noch die 2 Schweizer Ju 52/3m: die mit den Kennzeichen HB-HOP und HB-HOS.
Positiver Aspekt: Das Comeback der Ju52 New Generation ist in Planung – mit sparsamen Triebwerken und Cockpit auf den technischen Stand des 21. Jahrhunderts (Luftfahrtmesse AERO in Friedrichshafen 2022).

Der Flugplatz Obergrochlitz von den 1950er Jahren – ab Festwoche 750 Jahre Greiz und später

750 Jahr-Feier Greiz Juni/Juli 1959: Wie erlebte man als 5-jähriges Kind zuzüglich der elterlichen Hinweise den Greizer, Dresdener und Schkeuditzer Piloten Karl Treuter (1913-1992) über der Greizer Altstadt im Juni 1959?
Eine Bigband spielte wohl im Glenn-Miller-Sound auf der Freilichtbühne vor dem Haus der Jugend? Plötzlich tauchte ein „Trenér“ auf und vollführte viele Loopings und Turns direkt über den damaligen Karl-Marx-Platz und südöstlich des Oberen Schlosses. Man sagte, dass im Sportflugzeug der ursprünglich aus Untergrochlitz stammende Flieger Karl Treuter sei und nun auch Chefpilot in Dresden wäre (/2/ Seiten 90 und 91).
Tragisch war für ihn der 2. Flug des Passagierflugzeug-Prototyps 152 V1 (Kennung DM-ZYA) mit dem Absturz am 04.03.1959. Zeitgleich wickelte Treuter in Dresden den Funkverkehr mit der Besatzung ab, dann Stille …
Und das tschechische Sportflugzeug Zlin Z-226T „Trenér“ mit der Kennung D-EWIA ist schon lange im Bestand der Kunstflugstaffel Gera (Foto: „Trenér“ zur Airshow am Flugplatz Arnstadt-Alkersleben 2012).

Ein weiterer Höhepunkt war zur Festwoche 750 Jahre Greiz 1959 (/2/ Seite 265): Doppeldecker Polikarpow Po-2 „Podwa“ (CSS-13 – polnischer Po-2-Lizenzbau) mit Flügen ab Obergrochlitz.
Mit Elan wurde von Gerd Fiedler (Flugzeugingenieur und Sponsor aus Jahnsdorf bei Chemnitz) und vielen Helfern sachsenweit die „Podwa“ mit dem Kennzeichen D-EHML wieder neu aufgebaut und zum Fliegen gebracht. Ihr historisches Kennzeichen DM-WAH aus dem Jahr 1967 darf sie erneut zeigen. Auf dem Flugplatzfest in Zwickau absolvierte sie ihren offiziellen Erstflug am 13.08.2016 (siehe 2 Fotos): Pilot Gerold Weber und dahinter Gerd Fiedler. Zugabe seit 2018: F-Schlepp Po-2 mit Grunau Baby II B – DDR (3. Foto).

Noch eine Attraktion zur Festwoche 750 Jahre Greiz 1959: Rundflüge mit 2 tschechischen Lufttaxis Aero Ae-45S „Super Aero“ der Deutschen Lufthansa (DDR). Auf dem Foto der Sammlung Stössel (/2/ Seite 265) ist eine Ae-45S abgebildet, die am Samstag, 04.07.1959, nach dem Start in Richtung Südwest ohne Höhengewinn und mit Motorschaden eine Notlandung bei eingefahrenem Hauptfahrwerk durchführen musste – Sachschaden.
1 Foto mit Aero Ae-45S „Super Aero“ der Deutschen Lufthansa (DDR) im Verkehrsmuseum Dresden (2012) und 2 Fotos mit Aero Ae-45S „Super Aero“ und Aero Ae-145 zur Airshow am Flugplatz Arnstadt-Alkersleben (2012).

Viele Jahre waren in Obergrochlitz Interflug-Agrarflugzeuge stationiert gewesen (/2/ Seite 266): u. a. die tschechische LET Z-37 A „Čmelák“ (deutsch „Hummel“).
Ein zweisitziges Schulagrarflugzeug mit der Bezeichnung Z-37 A-2 „Čmelák“ fliegt am Flugplatz Auerbach mit dem historischen Kennzeichen DM-SWI (2 Fotos). 2017 (60 Jahre Flugplatz Auerbach) und 2022 (Flugtag „65 Jahre Flugplatz Auerbach“) fanden dort Formationsflüge zwischen Agrarflugzeug Z-37 A-2 und Kunstflugzeug Jakowlew Jak 50 statt (3. Foto: Auflösung des Formationsfluges „Z-37 A-2“ + „Jak 50“).

Literaturverzeichnis

/1/ Ortschaftsrat Obergrochlitz/Caselwitz, Obergrochlitz – Blicke in Vergangenheit und Gegenwart eines Greizer Vorortes,
Jubiläumsfestschrift 550 Jahre Grochlitz, Greiz 1999

/2/ Gerd Elmar König (Hrsg,), Obergrochlitz – Eine heimatgeschichtliche Spurensuche
ISBN 978-3-939856-65-8
Buchverlag König, Greiz 1. Auflage 2009

Text und Fotos (keine Fremdquellen – nur stetig © Jürgen Pohle): Jürgen Pohle