Vor dem Haus, das seit 2007 im Besitz von Bernadette und Pascal Schuler (von links) und Teilnehmern aus dem Freundeskreis mit Uta Fügmann, Winfried und Margarita Arenhövel, Katja Lux, Andreas Görbert und Jürgen Larsen.

Werke sind in der Greizer St. Marien zum Park- und Schlossfest zu sehen

„Unser Nahmmacher-Freundeskreis widmet sich der Bewahrung des Werkes einer der bedeutendsten deutschen Schöpferin christlicher Kunst.“ Das Lebenswerk der Greizer Bildhauerin Elly-Viola Nahmmacher (27.05.1913-05.05.2000) umfasst eine enorme Anzahl an Werken, die zu einem Großteil in der Werkstatt der Künstlerin in der Carolinenstraße 63 und im gegenüberliegenden Garten entstanden sind. Wir sind sehr froh darüber, dass uns die Eigentümerfamilie Bernadette und Pascal Schuler die Möglichkeit eingeräumt hat, an dem Ort, wo Nahmmacher über 50 Jahre ihre Werke entstehen ließ, unsere Zusammenkunft abhalten zu können.“, erklärte die Organisatorin Katja Lux, die dem Ehepaar für ihre Gastfreundschaft eine gerahmte Fotografie der Künstlerin überreichte.
„In diesem authentischen Rahmen sind wir dieser großartigen Künstlerin ganz besonders nah und denken an ihren Geburts- bzw. Sterbetag.“ Das versteht sich als ein Teil der angemessenen Würdigung, die sich die gegenwärtig 15 Nahmmacher-Freunde zum Ziel gesetzt haben. „Wir freuen uns über jeden, der sich dem Freundeskreis anschließt, gerade da tatkräftige Hilfe bei diesem wundervollen Vorhaben gebraucht wird. Dem Nahmmacher-Freundeskreis geht es darum, das Renommee der Künstlerin angemessen zu würdigen und in die Zukunft zu führen, die Strahlkraft ihrer Werke zu wahren und ihr Schaffen einer breiten Öffentlichkeit dauerhaft sichtbar und zugänglich zu halten“, führte Katja Lux weiter aus. „Allein die registrierten Werke zeugen davon, dass ihr Oeuvre jährlich um 80 bis 100 Skulpturen anwuchs. Ich glaube, dass sich herausstellen wird, dass sich die Anzahl noch erhöhen wird. Denn sie hat viele davon nicht nur für Kirchen geschaffen, sondern auch an Privatpersonen vergeben, manchmal sogar verschenkt und wurden nicht registriert,“, bemerkt, Winfried Arenhövel, intimer Kenner Nahmmachers und Mitglied des Nahmmacher-Freundeskreises. Die Bildhauerin hatte ihn bereits zu Lebzeiten um die Registrierung ihrer Arbeiten gebeten. Über 50 dicke Ordner füllen die Angaben zu den entsprechenden Werken mit beispielsweise dem Herstellungsdatum, Bild und Beschreibung sowie die jeweilige Einrichtung, an die sie vergeben wurden. Das künstlerische Schaffen von Elly-Viola Nahmmacher verlief zu DDR-Zeiten aufgrund ihrer christlich geprägten Kunstauffassung nicht ohne Probleme. Mit dem Lyriker Reiner Kunze verband sie ab 1965 eine Freundschaft. Ihre Arbeiten wurden in der damaligen Bundesrepublik und im westlichen Ausland ausgestellt. Nach 23 Jahren Mitgliedschaft wurde sie im Jahr 1975 aus dem Verband der bildenden Künstler der DDR ausgeschlossen. Im Jahr 1977 schuf sie eine Skulptur für das Grabmal des evangelischen Seelsorgers Oskar Brüsewitz, der sich 1976 aus Protest gegen die Kirchenpolitik der DDR-Regierung auf dem Markt in Zeitz selbst verbrannte. Das Kunstwerk durfte nicht auf dem Grab aufgestellt werden. „Sie hatte die Probleme der Zeit erkannt. Ihre Kunst war nicht all zu abstrakt“, warf der ehemalige Superintendent Andreas Görbert in die Runde des Freundeskreises ein.
Nach der Wende erlebte Elly-Viola Nahmmacher eine kurze Renaissance. 1992 erhielt Nahmmacher die Bürgermedaille der Stadt Greiz in Gold und 1994 dann das Bundesverdienstkreuz. Kleine Dauerausstellungen der Evangelischen Kirche St. Marien zu Greiz und im Museum des Oberen Schlosses erinnern aktuell an eine der bedeutendsten Künstlerinnen Thüringens und ihr Schaffen. Anlässlich des Park- und Schlossfestes wird es zusätzliche Öffnungszeiten für die Stadtkirche geben.
Wer Nahmacher ganz nah erleben will, sollte den Greizer Kreuzweg besuchen, der in der katholischen Herz-Jesu-Kirche zu sehen ist.
„Das Werk der Greizer Bildhauerin zu ehren und zu fördern, heißt, gegen das Vergessen anzukämpfen. Um ihrem Werk eine Zukunft zu geben, wollen wir versuchen, eine umfassende Dauerausstellung in Greiz zu etablieren“, erklärte Katja Lux. Wer sich fürs Mitmachen interessiert, kann sich gern unter der E-Mail-Adresse nahmmacher-freundeskreis@gmx.de melden.
Im Anschluss an die Zusammenkunft erhielten die Nahmmacher-Freunde von Bernadette und Pascal Schuler eine Führung durchs Haus. Besonders gefreut hat sie der Blick in den ehemaligen Arbeitsraum, in dem sich ihr unermüdliches künstlerisches Schaffen vollzog. Alle Teilnehmer staunten über die bereits super sanierten Räume mit ihren Stuckarbeiten des 1878 im Villenstil erbauten großen Hauses.

Christian Freund